Unser täglich Kakophonie gib uns…

Pieeeeep pieeeep, tuut, tuut, tuut, tuuut, piepiepiepiepiepiepiepiepiep, uiiiUiiiiUiiiUiiii. Kein Fenster, keine Tür, kein Rückwärtsgang und kein Einparken geht mehr ohne Piepen vonstatten. Es ist zum Beklopptwerden. Und obwohl Herr Poisel die Frage in anderem Zusammenhang stellt, ist sie in vielerlei – und auch in dieser speziellen – Hinsicht richtig: „Wie soll ein Mensch das ertragen?“

Wisst Ihr noch? Früher hat einfach der/die Lokführer/-in „ZRÜCKBLEIM“ geplärrt und wir wussten, dass nun die Türen zugehen. Gut – das eine oder andere, des Deutschen nicht komplett mächtige, Touristelein mag sich gefragt haben „WHAT?“, aber wenn die Türen zugehen, dann merkt man es meist schon daran, dass – na – genau, die Türen zugehen.

Heute – und im Besonderen seit dem letzten S-Bahn-Upgrade – ist das anders. Ein langes Piepen signalisiert, dass die Tür freigegeben ist. Wer hätte das ahnen können, wenn der Knopf in ihrer Mitte leuchtet? Ist sie geöffnet, schließt sich eine solche S-Bahn-Tür wieder, nach einem Zeitraum X, offenbar unabhängig davon, ob der Zug gleich losfährt oder nicht. Und damit man auch diesen sensationellen Vorgang nicht verpasst, wird er von kurzen, enervierenden Piepstönen begleitet: pipipipipipipipipipipi – zu. BOAH EY!

Ich hatte eines trüben Tages das zweifelhafte Vergnügen, im Hauptbahnhof in eine S-Bahn zu steigen, der die Weiterfahrt nicht möglich war. Die Türen blieben also freigegeben, schlossen sich aber immer wieder – bis das nächste eilige Menschlein (den Zug erwisch’ ich) den Türöffner drückte. Piiieeeeeeeeeeeep – Pause – pipipipipipipipipipipi. Zum Glück bin ich in der Regel unbewaffnet…

Welcher Sadist denkt sich sowas aus? Und vor allem wozu? Ein kurzer Pfiff oder das gute alte „ZRÜCKBLEIM!“ als Signal, dass die Fahrt nun gleich losgehe, ist mir willkommen. Es legt einen Zeitpunkt fest, auf den man sich freut, denn man sitzt nicht zum Vergnügen in einer parkenden S-Bahn – in der Regel. Aber Gepiepe bei einer Tür, die ohnehin mit Lichtschranken bewaffnet ist, damit auch dem entschlossensten Darwin-Award-Bewerber nichts geschieht, wozu das noch? Gingen früher, nach „ZRÜCKBLEIM!“ die S-Bahn-Türen zu, verlieh der Vorgang Respekt. Rrrrrrr-Patsch! Zu. Keine Lichtschranke, keine Gnade. Da konnte man sich oder einen Arm noch dazwischenwerfen und die Tür wieder aufstemmen, aber ein Vergnügen war das nicht. Das Biest stand auf „verriegelt“ und leistete Widerstand. Gut.

Dass so ein rückwärtsfahrender LKW oder Transporter piept, das verstehe ich. Der Besoffene, der vorne am Lenkrad sitzt, hat ja hinten keine Augen. Das wissend, kann ich zur Seite springen, wenn ich plötzlich aus einer Einfahrt angepiept werde. Und auch beim Einparken mag das Tuten helfen. Ich spare mir jetzt mal die Klischees übers Einparken. Aber wenn sich eine Tür schließt, die sich beim geringsten Winken durch die Lichtschranke devot wieder öffnet, dann ist die Pieperei ein Anschlag, ausschließlich eingerichtet, um mich, langsam aber sicher, in den Wahnsinn zu treiben.

Liebe Sicherheitsfanatiker: Ich bin über 12. Ich bin in der Lage zu erkennen, dass sich eine Zugtür schließt. Das ist gar nicht schwer. Meist bewegen sich die beiden Türflügel zur Mitte hin – Rrrrrrrr-Patsch. Und ebenso bin ich in der Lage – und jetzt lehne ich mich weit aus dem Fenster – zu erkennen, auf welcher Seite eines Zuges ich aussteigen kann. Doch doch, ich kann das. Ganz ohne „Ausstieg in Fahrtrichtung…“. Doch wirklich.

Ich habe da längst ein Prinzip erkannt: Man verlässt den Zug (oder die S-Bahn) einfach auf der Seite mit dem Bahnsteig. Das ist übrigens meist die Seite, auf der die Türen freigegeben werden. Dazu kommt – ich weiß ja nicht, wie das auf dem Land so ist –, dass die meisten öffentlichen Verkehrsmittel in denen ich mich bewege gar keine 27 Meter breit sind. Es bedarf also nur zweier Schritte, um von der Seite mit der Wand zu der Seite mit dem Bahnsteig zu gelangen. Also quasi von der Seite, an der die Türknöpfe dunkel bleiben zu der Seite mit jenen die leuchten. Und selbst in alten S-Bahnen kann man am Türgriff reißen und rupfen so lange man will, es gehen (Zauberei) immer nur die Türen auf, die Lokführer/-innen freigeben.

Und nun, da ich meine Weisheit über Türen in öffentlichen Verkehrsmitteln hier, im weltweiten Internet geteilt habe, verbleibe ich mit einer Bitte: HÖR AUF MICH ANZUPIEPEN!

Ich helfe gern.