Phänomen selbstgemacht

Vielleicht haben sich manche von Euch gefragt, warum wir – olle Antifaschisten, die wir sind – nicht längst mal was über pedingsda geschrieben haben. Das ist leicht erklärt: Ich kann mich mit diesem tumben Pack nicht intellektuell auseinandersetzen. Geht nicht. Da könnt‘ ich auch ein Buch gegen die Wand werfen und hoffen, dass sie was lernt. Jedes Selbstgespräch ist fruchtbarer. Womit ich mich aber auseinandersetzen kann ist die Berichterstattung über diese „Bewegung“. Bei dem Wort allein muss ich lachen.

Da tapst nun also seit einigen Wochen allmontäglich ein Haufen tumber, ziellos herum murrender Haters durch Dresden, hört sich die stets gleiche Rede an, singt irgendwas, hält sich für das Volk und weiß eigentlich selbst nicht, ob er was und wenn, was er so will. Ist mir egal. Soll frieren und murren, meinetwegen auch singen – muss ich mir ebenso wenig anhören wie DSDS. Das Problem ist, ich werde mit der Scheiße nicht in Ruhe gelassen. Jeden Tag schreibt irgendwer irgendwas über diese Hohlbrote. Warum?

Es gibt, gab und wird immer Nazis in Deutschland (und überall auf der Welt) geben. Das ist blöd und man sollte sich dagegen wehren, aber es ist doch kein „Huch!“. Und schon gar nicht legitim ist, diesen Hasenhirnen auch noch Mikrofone unter die Nase zu halten, damit sie ihren tumben Sermon landesweit ausgestrahlt bekommen. Und nun werden diese Vollpfosten sogar in Talkshows eingeladen. Ja Himmel noch mal: lasst das! Findet endlich eine klare Haltung zu diesem gesellschaftlichen Bodensatz und lasst ihn murren. Er war doch ohnehin immer da und es besteht absolut kein Gesprächsbedarf. Wie heißt es so schön: Diskutiere nicht mit Idioten. Erst ziehen sie Dich auf ihr Niveau herunter und dann schlagen sie Dich per Erfahrung.

Dabei muss man selbstverständlich Maßnahmen ergreifen, wenn sich derlei Gesocks auf die Straße macht. Das steht außer Frage. Aber das muss doch vor Ort geschehen. Dresden hätte längst eine Antwort auf die Demos finden müssen und Initiativen wie „Licht aus für Nazis“ zeigen ja in genau die richtige Richtung. Aber bitte, schaltet die Kameras aus. Dass Blagaga als „Bewegung“ gehandelt wird, haben doch die Medien verbockt, mit ihrer Geilheit auf alles, was irgendwie dumm, mikrofongeil und/oder gewaltbereit aussieht. Glaubt irgendjemand ernsthaft, wir redeten heute noch von Hirntoda, wenn sie medial einfach nicht stattgefunden hätten? Ich nicht.

Also aufhören damit. Vielleicht im Lokalteil erwähnen – aber sie machen ja nicht mal Rabatz, wozu also? Und wenn man schon darüber berichtet, dann doch mit klarer Position. Natürlich darf bei Meinungsfreiheit auch Dumpfbirno auf der Straße sagen, was er denkt – äh dafür hält. Nur genügt es mir nicht, wenn die Berichterstattung sich darauf beschränkt, den Stumpfsinn als solchen zu entlarven und die Hintergründe der Anführer/-innen aufzudecken. Manchmal ist Aufklärung nicht genug. Wer hierüber berichtet, ist in der Pflicht, zum Widerstand aufzurufen. Kein Gequatsche, kein Qualitäts-Journalismus, keine Hintergründe, wenn nicht am Ende jedes dieser Berichte eindeutig und kompromisslos dazu aufgerufen wird, sich gegen den Schwachsinn zu stellen.

Das aber bekommt offenbar keiner hin. Und ich verstehe nicht warum. Was ist da so schwer? Der Unterton ist doch da, in den Medien. Berichte sind entlarvend und zeigen, wes Geistes Kinder die Köpfe dieses Haufens sind. Aber sie kommen nicht auf den Punkt. Wozu sind sie also da, wenn sie so verlogen daherkommen? Ein bisschen am Lack kratzen hier, ein bisschen Hitlerbärtchenfotos zeigen dort, und sich dann darauf berufen, dass man ja neutral berichten müsse?

Von Bild und Focus erwarte ich nichts. Diese Brandstifter müssten ja gegen ihre eigene Klientel Position beziehen. Aber Du, Spiegel und Ihr, Öffentlich-Rechtlichen, zieht Euch nicht auf eine Neutralität zurück, die Ihr ohnehin nicht wahrt. All Eure Berichte und Nachrichten haben Unterton und Beigeschmack. Nehmt diesen Geschmack endlich heraus aus dem Subtext und haut ihn dorthin, wohin er hingehört: in die Fresse von Dumpfbacken. Macht klar, dass Europas Straßen kein Platz für Rassisten, Sexisten, Homophobe und andere Fremdenängstliche ist. Ruft entschlossen zur Gegenwehr auf und beendet endlich die nervigen, bigotten Berichte über das Pack.

Nazis haben in Deutschland eine lange und schrecklich Geschichte. Aber auch der Widerstand hat in Deutschland eine Geschichte – und die muss jetzt zurück ins Licht, wo sie hingehört. Mit Idioten wie jenen, die da allmontaglich in Dresden spazieren, gibt es nichts zu besprechen. Man stellt sich ihnen in den Weg – das ist schon alles. Ein klares Stop. Kein Gespräch, keine Berichte, einfach nur Stop!

Singen könnte man – z.B.: Geh doch nach Hause, Du alte Scheiße!

Und noch ein guter Tipp zum Schluss: Überall wo „besorgte“ dransteht (besorgte Eltern, besorgte Bürger usw.), ist übler, brauner Glibber drin. Überlasst diesem nicht unwidersprochen die Straßen und Plätze (auch nicht die Schreib- und Sendeplätze). Wenn sie laufen wollen, dann müssen sie rennen.

Unsere Welt ist und bleibt laut, lebensfroh und bunt – keine Chance der tiefbraunen Bürgerplörre, nirgendwo.

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