Geteiltes Leid – viral

Ist das nicht irre? Meist, wenn irgendein/-e Unverbesserliche/-r irgendeinen homophoben Mist vom Stapel lässt, erfahre ich das. Und wie? Ausgerechnet die Schwulen und Lesben aus meiner Facebook-Freundesliste teilen es – natürlich stets mit dem ausgestreckten Finger der Verachtung. Nur, verächtlich hin oder her, anders hätte ich den Käse gar nicht gelesen.

Aber, my dear queer, das ist keine Form der Auseinandersetzung. Wir können doch den homophoben und/oder alltagsrassistischen Kram nicht teilen und damit verteilen. So viele Schwule sind Madonna-Fans, aber gelernt haben sie nix? Die Frau hat anderthalb schlaue Sätze gesagt – na gut, wiederholt – und einer davon ist: Any press is good press. Den Idioten, die sich homophob und alltagsrassistisch äußern (besonders gern unter dem ich-will-doch-nur-dein-bestes-Mäntelchen) ist es schnurz, wer ihr Gelump teilt, Hauptsache es wird verbreitet. Und so machen sich immer ausgerechnet jene, die eigentlich anderer Meinung sind, zum Multiplikator von rassistischer Kackscheiße. 

Ignorance is a bliss. Ja, in dem Fall kann und muss Unwissenheit ein Segen sein. Unbestritten ist Alltagsrassismus derzeit – mal wieder oder noch immer – total in. Dass es ihn gibt und dass er bekämpft werden muss, steht außer Frage. Aber dafür muss ich den hohlen Rotz wirklich nicht Wort für Wort lesen. Ein grober Gesamteindruck genügt, um zu wissen, dass furchtbar schlimme und dumme Dinge geschrieben werden. Mit Vorliebe von Leuten, die sich dabei vom Vorwurf Rassist zu sein freisprechen wollen. Gruselig.

Dennoch oder gerade weil es vom Genannten derzeit wieder aufkeimend neues und vieles gibt, muss sich das Handeln/unser Handeln dazu ändern. Es ist kontraproduktiv, rassistisches Gewäsch zu verbreiten. Sich dazu zu positionieren ist erwünscht, wobei man sich dabei vorkommt wie Don Quixote. Deshalb tendiere ich dazu, die Absender rassistischer Äußerungen aus meiner Freundesliste zu entfernen. Das man immer erklären muss, dass Sätze wie „Menschen helfen ? JA ! Asylabzocke ? Nein !“ rassistisch und dumm sind, ist ermüdend. Und speziell dann, wenn das Absender derlei schreibt, um sich als Gutmensch auszuweisen. Das ständige Würgen während der Auseinandersetzung erschwert den Vorgang zusätzlich.

Mein Aufruf und meine Bitte an Euch lautet: Stop sharing! Der ausgestreckte Zeigefinger oder der bissige Kommentar zum Geteilten ändern nichts an der Multiplikation. Er dient dem eigenen Besserfühlen, er erhebt „uns“ über den ursprünglichen Absender. Dieser Arroganz sitze ich auch immer wieder auf. Und ich weiß auch nicht, wie ich mich über vieles, unglaublich dummes Zeug, nicht erheben soll. Aber das Erheben, gepaart mit dem Teilen von Mist, genügt nicht. Widersetzt Euch dem Dreck und klärt ihn immer wieder auf. Oder ignoriert ihn einfach, wenn er im Netz herumgeht. Dort trauen sich Leute ohnehin viel zu viel, für das sie im realen Leben schlicht eins auf die Fresse bekämen. Aber eine sinnvolle Antwort auf Rassismus kann nie das Weiterreichen schon im Ursprung dummer und menschenfeindlicher Gedanken sein.

Stop sharing Bullshit!

2 Gedanken über “Hör auf damit, my dear queer

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