Titelbild Hosen runter
Es hat gebrannt. Es sind Menschen verbrannt. Seit 2006 sind in Bangladesch 470 Menschen gestorben und verbrannt während sie Klamotten zusammen nähten – für uns. Es hat wieder gebrannt in Bangladesch. Es hat gebrannt wieder einmal in einer Textilfabrik. Es sind Menschen verbrannt. Sie konnten nicht fliehen. Notausgänge – Fehlanzeige. Der Ausgang war blockiert durch das Feuer– die Fenster vergittert – Ihr Schicksal besiegelt. VERBRANNT. Die Bandbeschleuniger sind wir. Wir.
Wir. Wir mit unserer unbändigen Gier nach „Mehr, billigem Mehr“ feuern wir diesen unheilvollen Verlauf an. Wir die Brandbeschleuniger sind bestürzt. Ja, nun sind alle bestürzt, betroffen, entsetzt halten kurz inne und rennen dann wieder völlig unberührt zu den C&A’s, KiK’s und H&M’s weil es da so schön bunt, schick und vor allem billig ist. Hier können wir für kleines Geld unsere armselige Realität mit Unterhosen von abgehalfterten Fußballspielern kurzfristig aufmöbeln, bis zur nächsten Wäsche. Billig, billig, und nochmals billig – das ist Religion hier im Land. „Geiz ist geil“ essen Seele auf.
Kein Aufschrei, nichts, einfach gar nichts folgt auf diese zum Himmel schreienden Produktionszustände. Es ist offenbar gesellschaftlich akzeptiert, dass am anderen Ende der Welt Menschen unter unmenschlichen Bedingungen Produkte für uns herstellen. Gibt es denn wirklich niemanden, der sagt „Schluss damit!“ – entweder ihr stellt die unzumutbaren Praktiken ab, oder wir kaufen das Zeugs nicht mehr.
Versteht wirklich niemand, dass an diesen „schicken bunten und billigen“ Klamotten Blut, Schweiß, Tränen und unvorstellbares Elend kleben. Für Ramschware, die noch nicht einmal die zweite oder dritte Wäsche überlebt, lassen wir es zu, dass Menschen gedemütigt, entrechtet, ausgebeutet und sprichwörtlich wie Vieh eingepfercht in „Arbeitslagern“ ihre mehr als kümmerliche Existenz zu sichern suchen. Pfui Teufel. Schämt euch.
Die C&A’s, KiK’s und H&M’s dieser Welt werden nichts gegen diese Zustände tun, es sei denn, wir zwingen sie dazu. Für einen massenhaften Boykott müsste allerdings hier bei uns zuerst einmal so etwas wie ein Unrechts-Bewusstsein oder echter Ekel entstehen, um gegen diese Machenschaften anzurennen.
Wir wollen wissen wer, wann und wo unter welchen Bedingungen unsere Klamotten zusammennäht überall – in jedem Laden, in jedem schicken „Flagship Store“. Auf den schicken Etiketten wollen wir sehen wer, wen, wo, bezahlt, wer profitiert, wer hier wen ausbeutet, wer Menschenleben kaltschnäuzig aufs Spiel setzt. Ansonsten bleibt der blutige Ramsch liegen.
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