„Geschmack“ haben Sie ja und ein gesteigertes Sicherheitsinteresse auch. Die Teilnehmer des „Global Forum Spain“ trafen sich am Rosenmontag im baskischen Bilbao im architektonisch todschicken Guggenheim Museum, geplant und realisiert vom Pritzkerpreisträger und Stararchitekt Frank O. Gehry. Das „gesteigerte Sicherheitsinteresse“ zeigte sich in einem massiven Polizeiaufgebot, das in dem nach Unabhängigkeit strebenden Baskenland so auch nicht oft zu sehen ist.
Ob der Tagungsort dem kulturellen Interesse der Teilnehmer geschuldet war oder das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis den Ausschlag gab, nun ja… Letzteres war jedenfalls hier ohne Probleme zu realisieren. Das Museum liegt am Fluss, steht absolut frei und lässt sich also weiträumig abriegeln, was dann auch genau so geschah.
Die Teilnehmer dieser „Wirtschaftskonferenz“, bestehend aus den selbsternannten Rettern, der Troika (IWF, EU-Kommission und EZB), dem umstrittenen, korrupten spanischen König (Juan Carlos nebst Entourage) und dem Gesundbeter, dem ebenfalls umstrittenen, korrupten, spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy waren zusammengekommen, um, unter massivem Polizeischutz, die Erfolge ihrer Politik zu feiern („Aufschwung“von 0,1% im 3. Quartal 2013 und von 0,3% im 4. – Yipeeeh!). Weil das alles so toll läuft mit dem „Aufschwung“ ging es auch um neue „Sparmaßnahmen“ auf dass alles noch viel besser werden würde.
Das mit dem „Aufschwung“ und dem „Toll, weiter so, mehr davon…“ sahen und sehen nicht alle so. Ein Bündnis aus Gewerkschaften, Basisgewerkschaften und Basisinitiativen hatte zu Protesten aufgerufen und alle kamen. Die regierungsnahen Medien sprachen, dem alten Spiel bei den Teilnehmerzahlen folgend, eine Null zu streichen, von 2.000 Teilnehmern. Wir beherrschen dieses Spiel auch und packen die Null wieder dran! Es waren also gut 20.000 und sie zogen in zwei Demonstrationszügen los. Ein Zug startete vom „Teatro Arriaga“, der andere von der „Plaza Sagrado Corazón“. Beide Züge vereinten sich auf der „Plaza Moyua“ um gemeinsam zur „Plaza Euskadi“ zu ziehen, wo die Abschlusskundgebung stattfinden sollte. Die Bühne war bereits aufgebaut. Die Demonstration sollte den Platz nie erreichen, wurde von der Polizei gewaltsam gestoppt* als der spanische König mit seinem Anhang das Hotel verließ und sich auf den Weg zum Guggenheim Museum machte.
Am Nachmittag kam es dann zu heftigen Auseinandersetzungen, die bis in die Nacht andauerten. Eine große Menge Glas ging bei Banken und bei „Mode“-Konzernen, die an der skandalösen Ausbeutung von Menschen in Bangladesh u.a. beteiligt waren und weiterhin sind, zu Bruch. Barrikaden aus Müllcontainern brannten… Es gab Prügelszenen, es gab Verhaftungen, es gab eine weltweite Solidarität auf Twitter. Tweets aus Europa, Süd- und Mittelamerika… Die Täter tagten ungerührt unter Polizeischutz weiter.
Das altbekannte Geplärr der willfährigen, bezahlten Schreiber und Sender setzte umgehend ein. Glas von versicherten Tätern ging zu Bruch, mehr ist dazu nicht zu sagen.
Fast sechs Millionen Menschen sind in Spanien arbeitslos. Die Quote von 25,8% wird in Europa nur von Griechenland übertroffen (27,8%) und mehr als die Hälfte aller unter 25-jährigen hat keinen Job. In Spanien gab es 2013 mehr als 40.000 Demonstrationen, es waren große, sehr große Demonstrationen… Die „Regierung“ reagierte mit Diffamierung, Repression, Kriminalisierung und nackter Gewalt; und hier stimmt der Begriff.
Eine wirklich nicht als „linksradikal“ zu bezeichnende, international agierende Unternehmensberatung errechnete, dass sich eine Normalisierung… also auf den Stand von 2008… erst nach 20 Jahren einstellen würde.
Noch einmal. Was glauben denn die so genannten Eliten was passiert, wenn kaltschnäuzig ganze Generationen abgeschrieben werden? Zerschlagene Fensterscheiben…?
Troika go home! Blockupy Capitalism – Real Democracy – NOW!
* Wer sich hier an die gewalttätigen, das Grundgesetz der Versammlungsfreiheit zynisch aushebelnden, Aktionen der deutschen Polizei in Frankfurt am 1. Juni 2013 und am 21. Dezember 2013 in Hamburg erinnert fühlt… Es gab und gibt Demonstrationen in ganz Europa die nie ihr Ziel erreichten und sollten – koste es was es wolle.