Diesmal kannst Du etwas ändern

Dass die Fußball-WM in Katar eine menschenfeindliche Umweltkatastrophe ist, wurde ausreichend beschrieben, berichtet, gesendet. Wir müssen das nicht noch einmal tun. Aber dass nun in denselben Medien, die all den Horror aufgedeckt haben, eine Berichterstattung zur WM begonnen hat, die so tut, als sei es halt eine WM, finden wir unerträglich.

Spätestens seit der letzten Länderspielpause gibt es in den Medien ein Back-to-normal, das wir nur widerlich finden können. Wer über die Spiele der Nationalmannschaft so berichtet, wie es nunmal getan wird, kann sich die sauertöpfische Mine bei Berichten über all die geschehenen und noch kommenden Unmenschlichkeiten in Katar sparen. Es ist verlogen. Wer es ernst meint, ignoriert diesen Irrsinn.

Schaut weg.

…also dann, nicht jetzt. Wer hingeschaut hat, wie diese WM zu Stande kam, muss, wenn sie stattfindet, konsequent wegschauen. Denn alles wird sein wie immer. Die Sendeanstalten werden hinfliegen, Studios vor Ort haben, Bericht erstatten, torjubeln und dies das und jenes loben und kritisieren. Es werden Expert*innen in den Studios stehen und die Nachrichten werden mit Berichten von diesem unsäglichen Event enden. Mutmaßlich dieselben Nachrichten, in denen kurz zuvor der nächste Korruptionsskandal und der nächste Mord im Zusammenhang mit der WM im Katar aufgedeckt werden. Steckt’s Euch.

Die Mannschaft, das Fähnchen.

So heißt’s jetzt ja nicht mehr, ne? Und dass der DFB ein korrupter, verlogener Haufen ist, steht auch außer Frage. Dass Deutschland aber überhaupt an dieser WM teilnimmt ist empörend. Und jede Debatte über irgendwelche regenbogenfarbenen Kapitänsbinden oder sonstige Fähnchen, die irgendwas gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit ausdrücken sollen, sind dann nur noch lächerlich. Wer teilnimmt, macht sich mitschuldig. Vor Ort dann mit irgendwelchen Wimpeln zu wehen, ist verlogene Scheiße.

Hoeneß kommt von Hohn.

Der Artikel war schon fertig, da merkte ein Nexter an, dass irgendwie noch Uli Hoeneß fehle. Und ja, die Beziehungen des FCB (B-Mannschaft des FCA) zu Katar und Ulis Rolle dabei wären einen eigenen Artikel wert. Aber die Borniertheit, die es benötigt zu behaupten, den Arbeitern in Katar ginge es mit der WM besser, durchschlägt wirklich jeden Fassboden. Und der verfressene Steuerhinterzieher sagt sowas ja nicht, er brüllt es – stets im Recht – in das Telefon einer Live-Sendung und unterstreicht die These damit, dass man die Beziehungen zu allen Ländern, die Menschenrechte verletzen, nicht kappen könne – dann könne man den Laden ja zumachen. Klar, es ist immer der Profit wichtiger als die Menschen. Danke Uli, wir wussten das.

Das haben übrigens Uli Hoeneß und Al Capone gemeinsam: Man hat sie am Ende wegen Steuerhinterziehung angeklagt, nicht wegen ihrer tatsächlichen Verbrechen.

Es ist grauenvoll, dass nun alles so kommen wird, wie es kommt und dass das Einschwören auf diese WM bereits begonnen hat. Es ist aber auch müßig, überrascht zu tun.

Mach’s zum Flop

Allerdings hat dieses Mal jede*r von uns die Möglichkeit, die Mittäterschaft abzulehnen. Kaum ein Ereignis ist so darauf angewiesen, dass es gesehen wird. Klar, die Vermarktung ist bereits eingetütet, aber TV-Werbung z.B. wird eher kurzfristig gebucht, und wenn keiner guckt, dann eben nicht. Also guckt es nicht, niemals, keine Minute, nicht einmal in den Nachrichten.

Boykott!

Schaltet um, wenn aus Katar berichtet wird, auch in den Nachrichten. Schaut kein Spiel. Schaut keine Zusammenfassung, auch nicht im Internet. Ignoriert diesen Wahnsinn. Nehmt die Sammelheftchen und Sammelbildchen, die es zweifellos geben wird, zerreißt sie und werft sie weg. Lasst jedes Unternehmen, das nicht konsequent fernbleibt dafür bezahlen. Schaut, ob Ihr nicht nur Eure Seh- sondern auch Einkaufsgewohnheiten ändern könnt – für den Zeitraum der WM oder auch darüber hinaus. Bringt Euren Kindern bei, warum keine Bildchen getauscht werden und klärt sie darüber auf, welche menschenverachtende, nationalistische Veranstaltung sie sonst unterstützten. Verbietet ihnen im Zweifel, irgend etwas zu sammeln oder zu schauen.

Lasst uns dieses eine Mal deutlich machen, dass wir uns nicht zu Mittäter*innen machen lassen, dass wir eben nicht irgend einem Tor zujubeln, wenn es unter solchen Umständen zu Stande kommt und dass es eben nicht auch auf unseren Deckel geht, dass Menschen ausgebeutet und ermordet wurden. Dieses eine Mal: Macht nicht das mit den Fähnchen!