Danke, Donald
Wer glaubt, bei überwachten Telefonaten, Chats, Profilen, Plätzen, beim Gerede von Gefährdern, beim Einstufen jeder Straftat als terroristisch oder nicht und bei den schwer bewaffneten Polizisten im öffentlichen Raum ginge es um Sicherheit, der kann nicht bei Trost sein. Es geht ausschließlich um Angst – ihre Verbreitung und Aufrechterhaltung.
Denn Angst ist nützlich. Sie ist die Spiele zum Brot und sie ist das Herrsche zum Teile. Sie lenkt ab, sie hält klein und sie hält dumm, denn sie verschiebt die Konzentration ausschließlich hin zur Gefahr – sei diese noch so irreal. Eine verängstigte Masse ist eine nützliche, denn sie hinterfragt die eigene Überwachung nicht. Schließlich haben „brave Bürger“ nichts zu verbergen und die Überwachung schützt vor Terror. Bewiesenermaßen tut sie das nicht. Aber ihre ständige Präsenz schützt „brave Bürger“ davor, den eigenen Horizont zu erweitern. Dieser endet am Bollwerk des islamistischen Terrors.
Der islamistische Terror nämlich wird uns alle niederstrecken. Die über 600 Gefährder in Deutschland (immerhin 0,00075% der Bevölkerung) werden uns in die Luft sprengen. Und was sie stehenlassen, darum kümmern sich dann die linken Chaoten, die einen ebenso festen Platz in der Berichterstattung erhalten haben. Und deshalb brauchen wir Fußfesseln, die Auflösung alternativer Zentren, Kameraüberwachung mit Gesichtserkennung und natürlich ein konsequentes Mithören und -lesen, bei allem, was so in die Untiefen von Internet und Telefonleitung konspiriert wird. Absolute Sicherheit lässt sich eben nur dann herstellen, wenn jede/r verdächtig ist. Ein guter Teil der ausreichend verängstigten Bewohner/-innen dieses Landes würde diesem Absatz zustimmen. Ich bin wütend!
Selbst wenn all diese Legenden stimmten, dürfen wir nie ein Gefühl der Sicherheit über unsere Freiheit stellen. Und ich schreibe „ein Gefühl der…“, denn es gibt keine tatsächliche Sicherheit. Sie ist das Kaninchen aus dem Hut und all ihre Maßnahmen haben ihre Nutzlosigkeit bereits bewiesen. Anis Amri war ein Gefährder. Einer von ca. 600. Der aufgeblähte Verfassungsschutz (der den Namen zu Unrecht trägt) hat also keine 600 Mann im Griff. Fußfesseln und lebenslange Untersuchungshaft sollen’s richten. Und dann? Ministry of pre-crime? Wenn etwas nicht funktioniert, dann brauchen wir mehr davon?
Sicherheit. Ich meine, horch doch mal in Dich: Wenn Du diesen Police-Squads im Bahnhof begegnest – denen mit den Maschinenpistolen – was löst das in Dir aus? Ein Gefühl der Sicherheit? Oder doch eher Unbehagen, bis hin zur Angst? Frag Dich das, dann weißt Du, worum es hier geht. Ich spüre doch in mir selbst, dass es funktioniert.
Und von welchem Szenario reden wir hier eigentlich? Maschinenpistolen – die mit der Streuung. Falls Bonnie & Clyde, Jessie James sowie Ali Baba und die 40 Räuber gleichzeitig einreiten? Also was kann eine Maschinenpistole, das ein gezielter Schuss aus einer Handfeuerwaffe nicht kann? Und was kann eine scharfe Handfeuerwaffe, das ein Betäubungsschuss nicht könnte? Töten können die erstgenannten. Und zum Glück heißt es im Artikel 1 des Grundgesetzes, die Würde des Menschen sei unantastbar, nicht sein Leben. Die tödliche Bewaffnung eines inneren Staatsorgans kann kein legitimes demokratisches Mittel sein. Sie aufzurüsten ist ein Angriff auf Leib und Leben Unbescholtener. Und natürlich sorgen scharfe, große Waffen für mehr Angst, als weniger tödliche es je könnten.
Aber wie steht es denn nun faktisch um unsere Sicherheit? Die Bewohner/-innen des Grenfell Towers in London wähnten sich in Sicherheit. Sie waren schließlich – draußen alles wohl-überwacht – in ihrem sicheren Zuhause, als dieses binnen Minuten lichterloh in Flammen aufging. Auch die 48 Insassen des Reisebusses auf der A9 wähnten sich wohl in Sicherheit, bis auch dieser sichere Ort binnen kürzester Zeit komplett in Flammen stand. Die Bewohner/-innen deutscher Großstädte wähnten sich bis vor Kurzem in Sicherheit. In Sicherheit vor Diesel-Emissionen, um deren Existenz sie im großen Stil von der Autoindustrie betrogen wurden. Und schließlich wähnten sich auch die Anwohner in Hamburg in Sicherheit, bis sie feststellen mussten, dass selbst ein 20.000 Mann und Frau starkes Großaufgebot der Polizei nicht in der Lage war, ein paar Böller-Werfer in den Griff zu bekommen. Offenbar haben die modernen Hubschrauber unserer Exekutive zwar eine Wärmebildkamera, aber keinen Suchscheinwerfer mehr. Man lernt nicht aus.
Ginge es unserer Politik und unseren Medien, und ginge es den Eliten, tatsächlich um Sicherheit, es wäre reichlich zu tun. Es geht aber nicht um Sicherheit, es geht um Angst. Es geht nicht darum, feuerfeste Fassaden zu verbauen und Reisebusse mit feuerfester Innenausstattung zu versehen. Es geht allenfalls noch um die Sicherheit der Eliten, die in gepanzerten Fahrzeugen – natürlich begleitet von der Polizei – sicher durch Städte geleitet werden, koste es was es wolle. Sicherheit für die Eliten, Angst für die Massen. Und das ist ein Verbrechen, ein unmenschliches.
Jene, die Angst schüren, um ihre Pfründe zu schützen, sind Verbrecher gegen ihre Mitmenschen. Es ist kein Zufall, dass die Zahl der Störungen steigt, dass es immer mehr Menschen mit Depressionen (oh, man sagt ja Burnout) gibt, mit Angststörungen und mit anderen Psychosen. Dies ist die Frucht des Gesäten. Die ständige mediale Frage, ob diese/r Bekloppte, der gerade jene/n mit solchem Angriff nun ein Terrorist oder „nur“ ein Bekloppter war schürt Angst. Die gewollte Eskalation in Hamburg sorgte für Bilder, die Angst schüren und natürlich ist die Teilnahme am Arbeitsmarkt ein mit Angst besetzter Vorgang. Hartz IV ist angstbesetzt und sorgt mit willkürlichen, ungesetzlichen Sanktionen dafür, dass selbst der letzte Anker ein möglichst unsicherer bleibt. Verängstigte Menschen hinterfragen Sanktionen nicht, sie ducken sich. Sie bilden sich nicht mehr, sie lassen die Köpfe hinter den sicheren Fenstern. Sie verblöden und sie vereinsamen, denn jedes mögliche Gegenüber ist verdächtig.
Ich hörte letzthin von Teenies, die – in Angst vor einem Terroranschlag – so verstört sind, dass sie öffentliche Menschenansammlungen meiden. Schämt Euch, die Ihr dafür die Verantwortung tragt. Ihr zerstört Eure Kinder, Ihr Arschlöcher. Entgegen all der klerikal verbrämten Sprüche, die Ihr klopft, schert Ihr Euch einen Scheiß um Eure Zukunft und um die Zukunft Eurer Sprösslinge. Ihr schert Euch lediglich um Euch selbst. Und all die Angst, die Ihr erzeugt, ist ausschließlich ein Werkzeug zum Zerstören von Widerstand. Ihr herrscht jetzt störungsfrei, das ist alles, worum es geht. Ihr fickt die Freiheit, Ihr fickt die Umwelt, Ihr fickt meine von der Verfassung zugesicherten Grundrechte und Ihr fickt Eure eigenen Kinder. Schämt Euch!