Any given Stöckchen
Poltern, zurückrudern, das Opfer mimen, repeat. Ja, die rechte Masche ist so billig und wird auch nicht besser. Aber wir müssen besser werden.
Ich habe mit „Geteiltes Leid viral“ schon einen ähnlichen Artikel verfasst. Geändert hat sich seither leider wenig. Dass sich etwas am Poltern von rechts ändern würde, war nicht abzusehen, aber dass der Rotz stets und immer noch und immer wieder von links geteilt wird, das ist nicht zu begreifen. Sollen sie doch in ihrer rassistischen Blase verhungern.
Eine Multiplikation ist eine, selbst wenn sie im Brustton der Empörung geschieht. Viele Dinge, die Rechte von sich geben sind wenig durchdacht, schlecht recherchiert und also meist kaum haltbar. Rechte Anteilnahme ist stets nur ein Mittel zur Verbreitung rassistischer Slogans und die zynischen Kommentare zum Leid und Tod Nicht-Rechter oder gar dunkelhäutiger Mitmenschen sind in der Regel strafrechtlich relevant. Nichts von alledem ist eine Erwähnung wert. Es ist dumm, hält keiner Prüfung stand und/oder es ist asozial. Es ist, als erzählte man seinen besten Freunden voller Aufregung, dass ein Hund gebellt hat.
Aber warum sollte dieser Hund aufhören zu bellen, wenn die gesamte Nachbarschaft ihm mittlerweile dabei zusieht und er schon von japanischen Touristen beim Bellen gefilmt wird? Und auch, dass ihn ständig Leute anschreien, er solle das Gebell doch lassen, schließlich trüge es nichts zur Sache bei, er könne aber zum Jaulen und Wimmern gerne mal in eine Hundesendung kommen, auch das wird das Gebell kaum stoppen. Erst wenn das Kläffen keine Sau interessiert, wird es verstummen können.
Wären wir eine Tageszeitung, wir hätten eine 14-tägige Rubrik „Verkapptes“, in der die jüngsten Verfehlungen der Rechten gelistet würden. So als kurzes Update. Das reichte völlig aus und vor allem wäre es mit dem richtigen Abstand geschrieben. Wir müssen uns doch nichts vormachen und ich schrieb es oben schon: viele der aufgeregten Berichte von Rechts sind schlicht Falschmeldungen. Man schaue nur auf den Unsinn mit den angeblichen Randalierern in Freibädern. Ließe man also die erste Aufregung unkommentiert verklingen, ließe sich – mit entsprechendem Abstand und journalistischen Richtigstellungen – der Quatsch lächelnd als eben solcher abtun.
Was geschieht stattdessen? Ein Dunkelhäutiger fährt einem Weißen mit dem E-Roller über den Fuß und in Medien und Netzwerken ist Terrorgefahr. Diese wird dann kritisch begleitet, teils beschimpft, teils belächelt und stets fleißig geteilt, auf dass sie noch mehr beschimpft und belächelt werden möge. Das mag in der Blase funktionieren, aber diese existiert für Medien nicht und für soziale Netzwerke schon gar nicht. Falschmeldungen erhalten Relevanz, wenn sie geteilt werden und wer sie teilt, sucht sich das Publikum dazu nicht aus.
Das Belächeln und Beschimpfen will ja öffentlich sein, die Empörung will öffentlich sein. Damit wird natürlich auch die ursächliche Falschmeldung immer öffentlicher. Und da unsere Medien und speziell die Netzwerke immer kurzlebiger werden, führt das zusätzlich dazu, dass spätere Richtigstellungen eine solche Relevanz meist gar nicht erreichen. Die Sau war schon durch’s Dorf, die holen wir jetzt nicht zurück, hier rennen doch schon fünf neue.
Dabei treibt dieses Teilen gerade in den Netzwerken fantasievolle Blüten. Las ich doch unlängst, man möge #hier irgendeine rechte Kackscheißtrollmeldung einsetzen# nicht teilen, sondern einen Screenshot davon machen und den Teilen, damit die Meldung keine Klicks generiere. Vor derlei sitze ich sprachlos. Als ginge es um Klicks. Es geht um Verbreitung. Der ist es schnurz, ob der Klick gezählt, oder „nur“ die Botschaft gelesen wurde. Jede Multiplikation ist eine. Schluss damit.
Nehmt diesen Leuten endlich weg, was sie am dringendsten benötigen: Aufmerksamkeit. Die Rechte hat nichts zu bieten, außer dem genannten Gepoltere. Ihr einziges Konzept ist Rassismus, und wir müssen dahin zurück, dass sich Menschen schämen, rassistische Gedanken offen auszusprechen oder gar auf T-Shirts zu drucken. Den Dreck stets empört zu verbreiten ist keine Lösung. Im Leben müssen solche Aussagen auf entschlossenen Widerstand stoßen, aber im Netz müssen sie ungehört verpuffen.
Und wenn’s endlich keine Sau mehr interessiert, welchen Furz irgendein Dorfdepp gelassen hat, dann verstehen vielleicht auch endlich die Medien, dass nicht jeder Furz eine Nachricht ist. Wir können die Verantwortung natürlich lässig an die Medien übertragen, die sich ja stets auf jeden noch so dummen Ausbruch irgendeines Rassisten stürzen und diese Polterer sogar in Talkshows einladen. Aber in erste Linie ist es doch die Verantwortung der Konsumierenden. Wir von WhatsNext gucken keine Talkshows oder Interviews, in denen „mit Rechten reden“ zelebriert wird. Wir bekommen das Kotzen, und wir alle wissen, dass es nichts Neues zu hören gibt. Wozu also einschalten?
Ließen aber all die Empörten endlich die Glotze aus, wenn die falschen Leute zu Wort kommen und klickten sie auch auf keine entsprechenden Headlines im Netz mehr, es wäre Ruhe. Was keine Klicks und/oder Quoten generiert, ist für die Medienschaffenden uninteressant. Inhaltlich ist es das ohnehin, lasst uns endlich dafür sorgen, dass es auch formal wieder uninteressant wird. Zeigt die Täter ggf. an, aber teilt keine rechte Scheiße!
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